Neues Jahr, neues Glück — Das Hamburger Abendblatt berichtet über einen neuen Versuch der Hamburger Politik zur Einführung der Helmpflicht: Hamburg will bundesweite Helmpflicht für junge Radfahrer
Nach zwei ganzen Absätzen über Unfallzahlen und deren Ursachen ist besonders dieser Satz interessant:
Offen ist, ob eine mögliche Helmpflicht für Minderjährige in Deutschland mit Geldbußen durchgesetzt werden soll und Eltern in Haftung genommen werden.
Eine Helmpflicht ohne Werkzeug zur Durchsetzung ist so interessant wie die bereits jetzt bestehende „Helmpflicht-light“ von Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer, der Radfahrern mit einer Helmpflicht drohte, sofern denn nicht wenigstens fünfzig Prozent freiwillig einen Helm aufsetzen sollten. Unklar ist die Formulierung des Autors bezüglich der Haftung der Eltern: sollen die jeweils nur das Bußgeld begleichen oder ob die Eltern bei einem Unfall die Kosten tragen sollen, die von den Versicherungen aufgrund des nicht oder des falsch getragenen Helmes abgelehnt werden?
Der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club kommt, wie bei solchen Artikeln schon beinahe übrig, lediglich mit einem kurzen Schlusssatz zu Wort:
Der Sprecher des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC), Dirk Lau, sagt, die Helmpflicht „ist keine Lösung“. Er hält sie für wirkungslos.
Schade, dass Dirk Lau seine Bedenken nicht weiter präzisieren durfte, denn mit einem solch kurzen Plädoyer wird der ADFC wieder nur als Gruppierung radfahrender Spinner dargestellt, die sich in Furcht vor einer Einschränkung der persönlichen Freiheit gegen eine Helmpflicht positionieren.
Parallel dazu gibt es noch weitere Artikel beim Abendblatt: Hamburgs große Helm-Koalition. Dort stehen auch ganz erhellende Sachen:
Nun also ein neuer Anlauf. Klar ist: Ein Helm alleine kann keinen einzigen Unfall verhindern. Und doch scheinen internationale Vergleiche den Fraktionen recht zu geben. Sie belegen: Eine gesetzliche Fahrradhelmpflicht stellt ein “wirkungsvolles Mittel dar, um sowohl die allgemeine Helmtragequote zu erhöhen als auch die Zahl und den Anteil schwerer Unfallverletzungen von Radfahrern zu senken”.
Der zweite Satz stimmt immerhin noch, ab dann wird’s falsch. Eine Helmpflicht ist gerade eben noch ein wirkungsvolles Mittel, um die Helmtragequote zu steigern, aber ganz bestimmt kein wirkungsvolles Mittel, um die Sicherheit im Radverkehr tatsächlich zu erhöhen, das beweisen die zitierten Beispiele aus anderen Ländern übrigens recht eindeutig.
Leider kommt — wie bei dem Thema schon beinahe üblich — keine alternative zur Helmpflicht zur Sprache. Ein Helm schützt nicht vor Unfällen, vielleicht aber vor deren Auswirkungen, mit einem vernünftigen Radverkehrssystem ließen sich sogar Unfälle vermeiden — aber dazu fehlt zu oft der Wille in der Politik. Das Problem beginnt bereits bei seltsamen Radverkehrsanlagen, die Radfahrer durch Gefahrenbereiche führen und aufgrund ihrer oberflächlichen Beschaffenheit beinahe gänzlich untauglich sind und endet bei der mangelnden Regelkenntnis der Radfahrer, die im falschen Glauben an die Sicherheit auf linksseitigen Radwegen oder Gehwegen unterwegs sind und plötzlich an einem aus einer Ausfahrt rollenden Auto enden.
Da hilft ein Helm nur noch mit ziemlich viel Glück.