Es klingt zunächst wie ein schlechter Scherz: der Sachverständigenrat der Bundesregierung schlägt eine Elektrifizierung der Bundesautobahnen vor, um die Kohlenstoffdioxid-Emissionen des Schwerlastverkehres zu reduzieren. Konkret sollen zunächst die jeweils rechten Fahrspuren der „einstelligen“ Bundesautobahnen elektrifiziert werden, was etwa 14 Milliarden Euro für 5.700 Kilometer kosten soll.
Technisch gesehen ist das durchaus interessant, es gibt auch offenbar schon brauchbare Lastkraftwagen, die mit diesem System umgehen können. Die Lastkraftwagen fahren auf der Autobahn ihre Stromabnehmer aus und kommen geräuschlos und relativ emmisionsarm ans Ziel:
Ob sich die Umwelt auch so sehr daran erfreut, ist wohl eher zweifelhaft. Moderne Lastkraftwagen fahren mit einem geringen Verbrauch von mitunter weniger als einem Liter pro hundert Kilometer und einer Tonne Gewicht und sind damit ungleich sparsamer als die modernsten Kraftfahrzeuge. Ob es nun allerdings sinnvoller ist, im Motor keinen Diesel mehr zu verbrennen und stattdessen unzählige neue Kraftwerke in Betrieb zu nehmen, die im Zweifelsfall mit Kohle angeheizt werden, sei dahingestellt. Kohlenstoffdioxid entsteht sowieso, ob es durch den Schornstein oder durch den Auspuff geblasen wird, macht da nicht mehr den großen Unterschied. Das ganze Projekt scheint mehr nur ein Versuch zu sein, den im Nachhinein törichten Abbau des Schienennetzes zu kompensieren, indem wenigstens die Oberleitungen wieder aufgestellt werden. Schade, dass die heutige Wirtschaft ihre Lieferungen minutengenau auf dem Hof stehen haben will: früher waren viele Betriebe noch an das Schienennetz angeschlossen und ließen ihre Fracht einmal täglich direkt von Hof zu Hof transportieren. Es erscheint eigentlich sinnvoller, dieses Konzept wieder aufleben zu lassen, anstatt das rollende Lager auf der Autobahn an die Steckdose zu legen.
Wobei: theoretisch könnte man die Stromleitungen auch für andere Kraftfahrzeuge zugänglich machen: der Personenkraftwagen legt dann den Weg von der Garage durch die Stadt bis zur Autobahn mit der Batterie zurück, die dann wesentlich kleiner ausfallen könnte, und fährt aberhunderte Kilometer kostengünstig auf der Autobahn.